Lichtkultur

Den achtsamen Umgang mit Licht müssen wir erst wieder erlernen. Zuviel vom wertvollen Naturgut „Sternenhimmel“ ist schon verloren gegangen. In 10 Jahren hat die nächtliche Lichtemission um 50 % zugenommen. Das ist einfach untragbar, vor allem für unsere nächtlichen Mitlebewesen. Denn sie finden ihre Nahrung, ihre Zugwege und ihre Partner nicht mehr. Die Lichtverschmutzung sorgt für das Ausdünnen der Tierwelt allgemein und sogar die Pflanzenwelt leidet unter dem Lichtstress. Das Nachtlicht ist derzeit der zweitgrößte Faktor in der Naturzerstörung weltweit.

Doz. Dr. Stefan Wallner, Astrophysiker und Vortragender

In einer Auftaktveranstaltung zu diesem Thema hat das Steirische Vulkanland und die Stadt Feldbach Experten und Interessierte Multiplikatoren ins Feldbach Zentrum eingeladen. Der Wiener Astrophysiker Stefan Wallner erklärt den abiotischen Faktor Licht und wie es uns und alle Lebewesen dieser Erde beeinträchtigt. Nur ein ganz kleiner Bereich der Strahlung ist sichtbar. Von 380 bis 780 nm  können wir das Licht wahrnehmen, dass sich in die Regenbogenfarben aufsplittet. Die kalte kurzwelligere Strahlung ist dabei für unser nächtliches Sehempfinden vonnöten, während das warme langwelligere Licht dem „Tagsehen“ zugeordnet  wird. In seinem interessanten Vortrag entführt er uns in die Welt des Lichts.

Anna Knaus-Maurer – Organisatorin und Michael Fend, GF des Steirischen Vulkanlandes

In einer Vorstellungsrunde mit Mag. Michael Fend dürfen die Podiumsdiskutanten ihren Zugang zu diesem Thema darlegen. Bgm. Josef Ober hat in seiner Gemeinde schon vor Jahren die betrieblichen Prozesse geordnet. Durch das Überprüfen von über 8000 Lichtkörpern ist man auf ein enormes Sparpotential gekommen. Das Umrüsten auf LED hat zusätzlich Energie eingespart. Das waren nur die Außenbeleuchtungen. In den Innenräumen der Stadtgemeinde gäbe es noch einiges zutun, aber man ist dabei. Das Grüne Licht, mit dem im Vulkanland sakrale Gebäude um die Weihnachtszeit beleuchtet werden, ersetzt den übertriebenen Amerikanismus in der Lichtkultur und gibt dem Vulkanland eine eigene Note. Er steht dazu, wie auch viele andere Bürgermeister der Region. Am 6. Jänner erlischt die grüne Beleuchtung der Kirchen und Kapellen wieder.

Bgm. Josef Ober – Stadt Feldbach – Man arbeitet an der Lichteinsparung

Günther Kleinschuster hat diesen Abend mit seinem Engagement ins Leben gerufen. Der Hobbyastronome betreibt zusammen mit Gleichgesinnten eine kleine Sternwarte in Auersbach. Immer weniger Sterne werden in der Nacht sichtbar, weil Streulicht aus der Umgebung die Sternbeobachtung verschlechtern. Schon wenig Licht reicht dabei aus. Mit freiem Auge könnte man in einer lichtarmen Nacht über 3000 Sterne im Vulkanland beobachten. Derzeit ist die Beobachtung von nur 15 Sternen in der Stadt Feldbach möglich. In Großstädten geht diese Zahl gegen Null.

Johann Winkler, Günther Kleinschuster und Stefan Wallner

Ein anderes Beispiel: Wie lange benötigt das menschliche Auge um vom Licht ausgehend in der Nacht wieder das volle Sehvermögen zu erhalten. Die Antwort: Eine Stunde.

Ing. Johann Winkler von der Landesabteilung 15 ist Amtssachverständiger für Elektrotechnik und Lichttechnik. Er verweist auf die ÖNORM, die das Verwenden von Lichtquellen im öffentlichen Raum regelt. Eine Norm, die fast niemanden außerhalb der Behörden und Gemeindeverantwortlichen bewusst ist. Das Zurückdrehen der Beleuchtungsstärke ist der bessere Weg, als das Abschalten jedes zweiten Lichtkörpers. So bleiben die Augen dem verminderten Licht gewohnt und man fährt nicht durch Hell-Dunkel-Hell-Dunkel-Straßen.

Das Publikum bestand hauptsächlich aus aktiven Naturschützern und Sternenfreunden

Ein Faktor der zusätzlich für die Ausdünnung der Tierwelt verantwortlich ist, ist das Aufblendlicht bei den Fahrzeugen. Der Lichtkegel strahlt dabei weit in die Landschaft hinein und lockt die Insekten auf die Straße, wo sie den Verkehrstod erleiden. Fledermäuse folgen der Beute und werden ebenfalls getötet, wie viele andere Tiere, die die toten Insekten auf der Straße fressen wollen. Dazu gehören Igel oder etwa Amphibien. Bernd Wieser möchte ein Aufblendlichtverbot für Fahrzeuge erreichen. Das würde auch die Blendwirkung auf das Wild verringern und auch dort weniger Verkehrsopfer fordern. Man würde langsamer fahren und weniger Sprit verbrauchen.