Obstbaum-Sämlingsvermehrungskurs

Gewinnung von Apfelsamen – Foto Curd Ranz

Am 25.02.2023 fand bei Obstbaumwart Maximilian Glanz in Gutendorf ein Sämlingsvermehrungskurs mit Alois Wilfling von OIKOS statt. Der Kurs wurde vom Blaurackenverein LEiV initiiert und von der Naturschutzakademie Steiermark finanziert und organisiert. Beim Kauf eines Apfelbaumes ist es entscheidend, auf welcher Unterlage dieser veredelt ist. Denn diese bestimmt die Endgröße und Lebensdauer des Obstbaumes. Für den Streuobstbau kommen nur starkwüchsige Unterlagen in Frage, die je nach Sorte und Obstart einen Pflanzabstand von 8-12m erfordern. Für den kleinen Hausgarten gibt es schwach- und mittelstarkwüchsige Unterlagen zur Wahl. Halb- und Hochstamm hingegen definiert nur die Höhe des Kronenansatzes. Viele glauben, dass ein Halbstamm kleiner bleibt als ein Hochstamm. Genau das Gegenteil ist der Fall – je tiefer der Kronenansatz, umso größer wird die Krone! Nur mit der richtigen Wahl der Unterlage kann die geeignete Baumgröße bestimmt werden. Regionale Baumschulen, die noch selbst veredeln, können über die verwendete Unterlage und damit die Endgröße des Baumes Auskunft geben. Sämlingsunterlagen, d.h. aus Samen gezogene Unterlagen, ergeben in der Regel die großkronigen, wunderschönen und landschaftsprägenden Obstbäume unserer Kulturlandschaft.

Samen von Wildäpfeln werden geerntet – Foto Curd Ranz

Diese Bäume erreichen auch die längste Lebensdauer und werden traditionell für den Streuobstanbau verwendet. Alois Wilfling erläuterte die breite Palette an verfügbaren Apfelunterlagen und deren Vermehrungsarten sowie die Problematik der genetischen Erosion bei Sämlingsunterlagen, da vielfach nur mehr auf Bittenfelder Sämling veredelt wird. Hinsichtlich Klimawandel braucht es auch genetische Vielfalt bei den Unterlagen. Im Praxisteil wurde daher Saatgut aus den überwinterten Früchten von zwei Holzäpfeln sowie vom „Huberschen Mostapfel“ (stark wachsende, steirische Lokalsorte) gewonnen. Die Früchte sollen nur von gesunden Bäumen und robusten, wenig anfälligen Sorten geerntet werden. Das Saatgut wurde schließlich in einem gut vorbereiteten Gartenbeet ganz seicht ausgesät, mit Laub als Mulch und mit einem Sechseckgeflecht abgedeckt. Das Gitter dient zur Befestigung des Laubes sowie dem Schutz der Samen vor Vögel. Im Idealfall können die selbst gezogenen Unterlagen im Sommer bzw. im nächsten Frühjahr veredelt werden.